Assad sei mit seiner Familie nach Russland geflohen. Syrien ist erobert und besetzt von Leuten, die von Gehirnamputierten als “Befreier” gefeiert werden. Die Kathedrale Notre-Dame in Paris wurde nach dem Brand vor fünf Jahren gestern feierlich wieder eröffnet. Donald Trump war da, schüttelte Hände. Wir können uns eine Fülle von Nachrichten wie diese in Echtzeit auf den Schirm holen. Könige, Politiker, Popstars, Krethi und Plethi - die “sozialen Medien” bringen uns jedes Ereignis ins Leben. Obwohl wir uns besser informiert fühlen als noch unsere Eltern, sind wir aus evolutionärer Sicht die ersten Versuchskaninchen in diesem großen Experiment “Internet”. Und obwohl allerorts von sozialen Medien die Rede ist, leiden mehr Menschen an quälender Einsamkeit und einem Mangel an menschlichen Beziehungen als früher.
Unser eigenes Leben ist da, wo wir permanent die Hauptrolle spielen. Jedenfalls sollte es so sein. Die allerwichtigsten Meldungen in unserem Leben sollten jene sein, in denen es um unsere eigenen Erfahrungen geht. Jeder hat nur ein Leben. Ein Leben besteht aus einem Körper und existiert nur über einen bestimmten Zeitraum. Dieser bestimmte eine Zeitraum und dieser eine Körper sind unsere einzigen Ressourcen, sie machen ein Leben aus. Putin hat nur eins, nämlich seins. Trump hat seins. Musk und Assad haben jeder jeweils ihr eigenes. Es hat niemand zwei und deshalb ein anderer keins.
Dieses eine Leben, unser ‘Lebenshaus’ steht, vereinfacht ausgedrückt, wie ein Tempel auf fünf Säulen: Auf materiellem Reichtum (1), unserer Berufung (2), unserer Spiritualität (3), dem Körper (4) und unseren Beziehungen (5). Wenn alle fünf Säulen vorhanden sind, gleich hoch und prächtig, steht unser Lebenshaus darauf sehr stabil. Selbst, wenn dann eine Säule plötzlich Risse bekommt, verhindern die anderen vier den Einsturz. Wenn von Anfang an nur drei da waren und dann zwei krachen, kracht alles.
Aus diesen fünfen gibt es eine Säule, die in ihrer Bedeutung hervorragt, wenn es um unsere persönliche Glückserfahrung geht. Menschen, die zum Lebensende hin gefragt wurden, wie glücklich sie ihr Leben schätzen, beurteilten ihr Lebensglück hauptsächlich danach, wie groß ihr soziales Netz ist. Die Anzahl und Güte unserer menschlichen Beziehungen bestimmt, wie glücklich wir uns fühlen.
Unterschiedliche Menschen wollen vielerlei Unterschiedliches, aber eines haben alle Menschen gemeinsam: Wir wollen glücklich sein. Beziehungen sind eine wichtige, Quelle von Glück, und weil das weitgehend bekannt ist, mühen sich auch alle redlich zu anderen Menschen “einen guten Draht zu haben”. Nicht jeder stellt sich dabei an allen Fronten gleich begabt an und der Fronten gibt es viele: die Kernfamilie, die weite Familie, Freunde, Bekannte, Kollegen, Liebes- und Lebensgefährten - das Praxisfeld für Beziehungen ist überall.
Deshalb kommt auch keine psychologische Beratung daran vorbei, die wichtigen persönlichen Beziehungen zu erfassen, wenn es um das psychische Wohlbefinden geht. Ich würde mich gar soweit versteigen zu sagen, dass kein Mensch, der einen liebevollen Ehepartner hat, dazu eine glückliche, große Familie und einen fröhlichen und unternehmungslustigen Freundeskreis, je in einer Psychotherapie aufgetaucht ist.
Irgendwann ist mir aufgefallen, dass es beim Sprechen über das Thema Beziehungen eine Menge Definitionslücken gibt. Immer wieder musste ich nachfragen und versuchen, die Begriffe zu sortieren und zu definieren. Worte wie ‘Liebe’ und ‘Freundschaft’ werden von allen Menschen verwendet und immer haben sie irgendetwas mit Gefühlen zu tun, aber was genau es ist und was dabei genau vor sich geht, bleibt meist unklar.
Mir ist in den Gesprächen und natürlich auch durch eigene Erfahrungen außerdem aufgefallen, dass Glück und Unglück in Beziehungen Methode hat. Ohne mir anzumaßen, das Feld komplett zu kartographieren, möchte ich deshalb mit dem Ansinnen, dass Leser daraus ganz praktischen Nutzen ziehen können
1) den Versuch unternehmen, Modelle für Liebe und Beziehungen zu skizzieren, die als Grundlage für weitere Überlegungen funktionieren.
2) Später, wenn einigermaßen klar wird, was Liebe (pauschal gesagt) ist, muss auch klar sein, was Liebe nicht ist. Es haben sich haarsträubende Vorstellungen über die Liebe in den Köpfen vieler Unglücklicher festgezeckt, die dazu führen, dass man ihr alle Arten von Ärger und Schmerzen anhängt. Ich sag’s gleich: Liebe ist eine durch und durch positive Empfindung mit positiver Wirkung für alle Beteiligten. Alles andere ist alles andere. Betrunkene, Ermordete, Hysterische und anderweitig Gestörte gehören nicht ins Bild.
Diese Artikelserie über Liebe und Beziehungen sollte dem oder der Einsamen und jedem, der plötzlich erkennt, wie er seine Beziehungssäule schöner und stabiler bauen kann, einiges an Material und Werkzeug an die Hand geben. Ich bin ein praktischer Mensch: Richtig ist, was funktioniert. Alle Lernbereiten, die nicht gerade auf irgendeiner Ebene der unteren asozialen Höllen starten, sondern sich, sagen wir, mit ihren persönlichen Problemen irgendwo im kirschgrünen Bereich bewegen, sollten nach dem Stöbern in der “Liebes-Serie” ihre vorhandenen Beziehungen inspizieren können und sagen, zu welcher Gattung das Tierchen gehört, das sie da pflegen.
Klarheit schafft Klarheit. Ein klares Bewusstsein dafür, was in einer Beziehung vor sich geht, ist der beste Schutz z.B. vor Missbrauch bei bestehenden Beziehungen aber auch ein guter Kompass, um selbst schöne Beziehungen zu erschaffen. Sie werden sich freuen, zu erfahren, dass man auf der Suche nach Freunden und Liebesbeziehungen nicht im Müll wühlen muss, sondern sich eine Fülle von wertvollen Beziehungen wie nach Rezept selbst backen kann.
Um Hesse für meine Zwecke abzuwandeln: Wohlan denn, Herz, erkenne, was du schon immer wusstest, nimm Abschied von allem, was noch nie funktioniert hat und gesunde!